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Mit der Seilbahn hoch zum Ennertwald?
Sollte der U-Bahnhof in Ramersdorf Haltepunkt der Seilbahn werden, müsste das Gebäude wahrscheinlich entsprechend umgebaut werden. Foto: Westhoff
Die Stadt will prüfen lassen, ob die geplante Seilbahn vom Schießbergweg über den U-Bahnhof Ramersdorf bis Holtorf verlängert werden kann
Von Holger Willcke
BEUEL. | Mit Wohlwollen und Freude hat die Beueler Politik am Dienstag auf die Ankündigung der Stadtverwaltung reagiert, nun doch eine Verlängerung der geplanten Seilbahn über den Ramersdorfer U-Bahnhof hoch auf das Ennertplateau fachlich zu prüfen. Bislang hatte sich das Planungsdezernat der Stadt Bonn mit dem Wunsch aus Beuel nicht sonderlich anfreunden können (der GA berichtete).
Nach GA-Informationen hat es in den vergangenen Wochen mehrere Gespräche zwischen Politik und Fachverwaltung über dieses strittige Thema gegeben. Dabei soll die Politik der Verwaltung deutlich gemacht haben, dass es Wunsch von Koalition und Opposition in Beuel sei, die Option einer Seilbahnverlängerung zu untersuchen sowie Kosten und Zeitrahmen einzuschätzen. Der Verwaltung war es hingegen wichtig, dass die zusätzlichen Untersuchungen nicht das Plan- und Genehmigungsverfahren der ursprünglich mit Bund und Land abgestimmten Trasse vom Universitätsklinikum Bonn bis zum Schießbergweg in Ramersdorf belastet und unnötig verlängert.
Guido Pfeiffer, Fraktionssprecher der Beueler Grünen, sagte dem GA: „Die Verwaltung hat mit dieser Ankündigung auf den Änderungsantrag von Grünen, SPD und der Linken reagiert, den wir zur Dezember-Sitzung der Bezirksvertretung Beuel gestellt haben.“ Wichtig ist es der Beueler Koalition, dass die Fachverwaltung die Haltestation am Schießbergweg baulich in der Form gestaltet, dass eine Verlängerung der Seilbahn zum Ramersdorfer U-Bahnhof als Option möglich ist. Zusätzlich müsse geprüft werden, in welcher Form der U-Bahnhof umgebaut werden muss, damit die Seilbahntrasse hoch auf den Ennert geführt werden kann. „Die Ergebnisse dieser Untersuchungen müssen rechtzeitig vor dem Planfeststellungsverfahren für die Stammstrecke vorgelegt werden“, erklärte Pfeiffer.
CDU-Bezirksverordneter Marco Rudolph sagte: „Wir freuen uns sehr, dass die Verwaltung nach eineinhalb Jahren Diskussion über die Seilbahn-Trassenführung in Beuel einlenkt und nun die Seilbahn groß denken will.“ Ziel der CDU sei es, ein starkes Verkehrsmittel in Bonn zu etablieren, dass die Pendler auch im rechtsrheinischen Rhein-Sieg-Kreis anspricht und zum Umsteigen begeistert. „Eine Trasse, die analog des ursprünglich geplanten Ennertaufstiegs verläuft, könnte Stadtgebiete zusätzlich an den ÖPNV anbinden und möglicherweise die Straßenverbindung zwischen Ramersdorf und Holtorf ersetzen.“ Die CDU hatte der Verwaltung ebenfalls einen umfangreichen Fragenkatalog zum Projekt vorgelegt, der nun beantwortet wurde.
Nachdem die Kosten-Nutzen-Analyse nach Gesprächen zwischen Stadt, Land und Bund positiv bewertet worden war, will die Verwaltung jetzt vom Stadtrat den Auftrag bekommen, das Projekt in den Bedarfsplan des öffentlichen Nahverkehrs aufzunehmen und ein Kommunikationskonzept zu erarbeiten. Das soll nun am Donnerstag, 9. Dezember, in der Ratssitzung geschehen.
Planungsdezernent Helmut Wiesner geht davon aus, dass die Seilbahn in sechs Jahren über den Rhein fahren kann – sofern Planfeststellungsverfahren und Bauzeit ohne Komplikationen ablaufen würden. Und so soll die Seilbahntrasse verlaufen: Sie soll von den Unikliniken auf dem Venusberg über den Loki-Schmidt-Platz, den Bahnhof UN-Campus, die Rheinaue bis zur Bahnhaltestation Schießbergweg führen. Zusätzliche Park&Ride-Parkplätze sind nicht geplant, Autos sollten nach Möglichkeit gar nicht erst in die Stadt kommen. Für die 4,3 Kilometer lange, auf 34 Stützen liegende Seilbahnstrecke mit fünf Stationen geht die Verwaltung mit einer Fahrzeit von knapp 20 Minuten aus und einer deutlichen Zeitersparnis für viele Pendler. 95 Kabinen sind geplant, die je zehn Fahrgäste aufnehmen können. Alle 20 bis 24 Sekunden könnte eine Gondel an den Haltepunkten losfahren. Die vertiefte Analyse, die auf einer Machbarkeitsstudie beruht, geht von knapp 15 000 Fahrgästen täglich aus. Die Kosten liegen geschätzt bei 66 Millionen Euro. Die Stadt geht von elf Millionen Euro Eigenbeteiligung an den Baukosten aus.
Die Sitzung der Bezirksvertretung Beuel beginnt am Mittwoch, 8. Dezember, um 17 Uhr im Rathaus Beuel, Friedrich-Breuer-Straße 65.
Arge tagte
Beueler Bürgervereine begrüßen Seilbahnbau
Die Arbeitsgemeinschaft (Arge) der rechtsrheinischen Bürgervereine hat sich bei ihrer jüngsten Sitzung für den Bau der Seilbahn von der Uniklinik nach Beuel ausgesprochen. Die Arge fordert, dass die Planung eine mögliche Verlängerung auf die rechtsrheinischen Anhöhen des Ennerts beinhaltet. hol
Unser Kommentar:
Obwohl bisher kein Ratsmitglied die Nutzen-Kosten-Analyse gesehen hat, soll schnell eine klare Pro-Seilbahn Entscheidung in der nächsten Ratssitzung am 09.12.2021 her. Anders ist der Sinneswandel der Verwaltung nicht zu erklären. Schließlich hatte sich der Seilbahnexperte Florian Schweiger im Ausschuss Mobilität und Verkehr am 23. 11. 21 klar geäußert: Von einer nachträglichen Verlängerung einer wie in Bonn geplanten Seilbahn könne er nur abraten. Sie sei ein abgeschlossenes System.
Einen Tag vor dem Ratsbeschluss berichtet der GA, die Stadtverwaltung wolle diese Verlängerung nun doch prüfen.
Offensichtlich will die Verwaltung im Vorfeld alle Interessengruppen auf Linie bringen und kritische Stimmen für die Abstimmung im Rat am 9. 12. 2021 besänftigen.
Zur weiteren Beruhigung der Beueler wird wahrscheinlich nachher noch eine Machbarkeitsstudie für die Verlängerung in Auftrag gegeben werden. Das Ergebnis steht allerdings schon fest.
Die Kosten für die Studie gibt die Verwaltung gern aus, denn jetzt braucht es klare Mehrheiten und hinterher müssen die Ramersdorfer bzw. Beueler ja schriftlich bekommen, dass ihr Anliegen keinen Sinn macht. Da kommt es auf die Gutachterkosten auch nicht mehr an.
lesen Sie hier den Spott von Erwin Ruckes